Die Bipolar affektiven Störungen zeichnen sich durch wechselnde Episoden von depressiver Stimmung und (hypo-)manischen Phasen aus. In den meisten Verläufen dominieren depressive Episoden.

Depressive Episoden äußern sich durch eine niedergeschlagene Stimmung, Antriebslosigkeit, Interessen- und Freudlosigkeit, Veränderungen im Appetit sowie Schlaf- und Konzentrationsprobleme; auch ein vermindertes Selbstwerterleben, das Erleben von Schuld und Hoffnungslosigkeit sowie eine negative Sicht auf sich selbst, die Umwelt und die Zukunft treten häufig innerhalb von depressiven Episoden auf. „Manien“ wiederum zeichnen sich einen gesteigerten Antrieb und einer deutlich gehobenen bis hin zu einer euphorischen Stimmung aus; in manchen Fällen kann die Stimmung auch gereizt und ungeduldig sein. Das Schlafbedürfnis ist, verglichen mit depressiven Episoden oder dem Normalzustand der Person, deutlich vermindert und die Person kann auch mit wenig Schlaf den Eindruck haben, fit und leistungsstark zu sein. In manischen Episoden ist das Selbstwertgefühl gesteigert und es kann zu grandiosen Wahnvorstellen und riskantem Verhalten kommen, welches für die betroffene Person und/oder das soziale Umfeld häufig negative Konsequenzen hat. Beispiele für schädliches Verhalten in manischen Episoden können ungezügeltes Einkaufen, riskante berufliche Entscheidungen, gesteigertes sexuelles Verhalten (z.B. ohne Verhütung und mit unterschiedlichen Sexualpartner:innen), riskantes Konsumverhalten von legalen und illegalen Drogen oder riskantes Fahrverhalten im Straßenverkehr sein.

Zu unterscheiden sind manische Phasen, die in ihrem „grenzüberschreitendem Verhalten“ auch für außenstehende Personen zu erkennen sind, während hypomane Phasen (mildere Form der Manie) meist nur für das soziale Umfeld der Betroffenen zu identifizieren sind, die ein für die jeweilige Person ungewöhnliches Verhalten beobachten können.

Die Erkrankungsschätzungen über die gesamte Lebenszeit liegen zwischen 3-8 %. Im Gegensatz zu den rein depressiven Störungen, gibt es bei den Bipolar affektiven Störungen keine bedeutsamen Geschlechtsunterschiede, d. h. weibliche und männliche Personen sind in etwa gleich oft betroffen.

Quelle: Hautzinger, Martin & Meyer, Thomas D. (2011). Bipolar affektive Störungen. Fortschritte der Psychotherapie (Band 43). Göttingen: Hogrefe Verlag.