Die körperdysmorphe Störung (KDS), auch Dysmorphophobie genannt, ist eine psychische Erkrankung, bei der Betroffene eine übermäßige Beschäftigung mit einem vermeintlichen Makel im Aussehen zeigen. Dieser Makel ist für Außenstehende entweder nicht oder nur minimal wahrnehmbar – für die Betroffenen jedoch dominiert er das Denken, Fühlen und Handeln.

Typisch für die KDS ist, dass Betroffene stundenlang vor dem Spiegel stehen, ihr Aussehen kontrollieren oder vermeiden, sich anderen zu zeigen. Häufige Sorgen betreffen Haut, Nase, Haare oder Figur. Viele leiden in der Folge unter sozialem Rückzug, Depressionen oder Angststörungen. Studien zeigen, dass etwa 1–2 % der Bevölkerung an KDS leiden – oft beginnt die Störung bereits im Jugendalter (Buhlmann & Rief, 2012).

Die Ursachen der KDS sind vielfältig: Eine Kombination aus genetischen, neurobiologischen und psychosozialen Faktoren wird angenommen. Ein niedriger Selbstwert, traumatische Erlebnisse oder ein starkes Schönheitsideal in sozialen Medien können die Entstehung begünstigen (Schieber et al., 2015). Besonders problematisch: Viele Betroffene suchen Hilfe bei Schönheitschirurgen statt Psychotherapeut:innen, was die zugrunde liegende Problematik nicht löst.

Die kognitive Verhaltenstherapie gilt derzeit als wirksamste Behandlungsmethode. Ziel ist es, die verzerrte Selbstwahrnehmung zu korrigieren und den zwanghaften Kontrollverhalten entgegenzuwirken. Auch medikamentöse Behandlungen mit SSRI können ergänzend hilfreich sein (Veale et al., 2014).

KDS ist mehr als bloße Eitelkeit – es handelt sich um eine ernstzunehmende psychische Erkrankung, die oft lange unentdeckt bleibt. Eine frühzeitige Diagnose und fachgerechte Behandlung können den Betroffenen jedoch erheblich helfen, wieder ein selbstbestimmtes Leben zu führen.

Quellen:

– Buhlmann, U., & Rief, W. (2012). Körperdysmorphe Störung: Ein Leitfaden für die klinische Praxis. Beltz.

– Schieber, K., Kollei, I., de Zwaan, M., & Martin, A. (2015). Körperdysmorphe Störung – Diagnostik und Therapie. Psychotherapeut, 60, 97–108.

– Veale, D., Gledhill, L. J., Christodoulou, P., & Hodsoll, J. (2014). Body dysmorphic disorder in different settings: A systematic review and estimated weighted prevalence. Body Image, 11(2), 126–139.