Trichotillomanie ist gekennzeichnet durch wiederholtes Ziehen an den eigenen Haaren, was zu erheblichem Haarverlust führt. Die Störung wird begleitet von erfolglosen Versuchen, das Verhalten zu verringern oder zu stoppen. Das Haarausreißen kann in jeder Körperregion auftreten, in der Haare wachsen. Die am häufigsten bevorzugten Stellen sind die Kopfhaare, gefolgt von Augenbrauen und Wimpern. Das Ausreißen der Haare kann in kurzen, über den Tag verteilten Episoden oder in weniger häufigen, aber länger andauernden Perioden auftreten. Die Symptome führen zu erheblicher Belastung oder erheblicher Beeinträchtigung in persönlichen, familiären, sozialen, schulischen, beruflichen oder anderen wichtigen Lebensbereichen.

Vor dem Haare ausreißen spüren Betroffene oft eine zunehmende Anspannung, die mit negativen Emo-tionen einhergeht. Mit dem Ausreißen der Haare nimmt diese Anspannung für kurze Zeit ab. Das Haare ausreißen wird von vielen als lustvoll erlebt. Die Betroffenen fühlen für kurze Zeit Erleichterung. Es wird auch berichtet, dass viele Betroffene sich in einem tranceähnlichen Zustand befinden. Dieser Zustand kann Minuten oder auch viele Stunden anhalten und wird erst beendet, wenn plötzlich Reize von außen, wie beispielweise laute Geräusche (Telefonklingeln) zu hören sind, oder eine weitere Person den Raum betritt. Betroffene berichten auch, dass das Reißen konzentrationsfördernd beim Lesen, Arbeiten am Computer oder beim Fernsehen sein kann.

Die deutlichste negative Auswirkung des Haareausreißens ist der sichtbare Haarverlust oder das Fehlen der Augenbrauen und Wimpern. Auch wenn Betroffene um diese Auswirkungen wissen, können sie das Ausreißen nicht einfach sein lassen. Trichotillomanie wird oft zu einer chronischen Erkrankung.

Neben dem Haarverlust treten in der Folge am Körper weitere Schäden, wie Hautreizungen, offene Stellen am Kopf, Schäden an den Zähnen durch zerbeißen der Haare, wie z.B. Rückgang des Zahnschmelzes, Schmerzen in Nacken und Schultern, durch die immer gleiche Körperhaltung und Schmerzen bis hin zur Verformung der Finger.

In Deutschland leiden ca. 0,5 % bis 1,05% der Bevölkerung an Trichotillomanie. Da die Erkrankung aber sehr schambesetzt ist und oft verheimlicht wird, ist von einer hohen Dunkelziffer auszugehen.

Trichotillomanie beginnt meistens zwischen dem 11. und 15. Lebensjahr. Es erkranken deutlich mehr Frauen (3,5%) als Männer (1,5%).

Quelle: ICD-10, Deutsche Gesellschaft Zwangserkrankungen e.V.